16.04.2022, 08.38 Uhr
Der Vizechef der Deutschen Bank warnt vor zweistelligen Inflationsraten. "Unsere Prognose ist, dass wir im Laufe des Jahres bei einer Inflationsrate von 7? bis 8 Prozent liegen werden", sagte Karl von Rohr der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS"). "Für den Fall, dass die Energieimporte stärker limitiert werden, könnten wir sogar 10 Prozent und mehr sehen."
"Das Vermögen schmilzt wie Eis in der Sonne", sagte der Manager. Insgesamt müssten sich Bürgerinnen und Bürger auf Inflationsraten einstellen, "wie wir sie seit den Siebzigerjahren nicht mehr gesehen haben".
Die Teuerungsrate in Deutschland liegt schon jetzt bei 7,3 Prozent, es ist der höchste Wert seit Herbst 1981.
Mit Blick auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte von Rohr, dass er baldige Zinserhöhungen für "dringend erforderlich" halte, "damit die Inflationserwartungen sich nicht auf hohem Niveau verfestigen".
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Die EZB hatte am Donnerstag beschlossen, den Leitzins von null Prozent zunächst beizubehalten. Der Leitzins ist der zentrale Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Zinsen sind der Preis für Kredite. Ein niedriges Niveau gilt als förderlich für Inflation. Höhere Zinsen drosseln meist den Konsum und damit den Anstieg der Preise.
Die Deutsche Bank warnt seit Längerem vor höheren Inflationsraten. "Mein Eindruck ist, dass die EZB jetzt auch sieht, dass Zinsanhebungen unvermeidlich sind", sagte von Rohr der "FAS".
Gleichzeitig erwartet er ein Ende der Strafzinsen für Sparer. Momentan müssen Finanzinstitute Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Der entsprechende Einlagesatz liegt bei minus 0,5 Prozent.
"Sobald die Notenbank auf Negativzinsen verzichtet, wird es auch für uns keinen Grund mehr geben, im Privatkundengeschäft Verwahrentgelte zu erheben", sagte der Deutsche-Bank-Manager. Die Institute dürften dann binnen "weniger Wochen" reagieren.
Quelle: spiegel.de