14.05.2023, 18.40 Uhr
Foto: Sebastian Willnow / dpa
Der Deutsche Fußball-Bund hat nach einem despektierlichen Beitrag von DFB-Vizepräsident Hermann Winkler über den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj ein Gespräch angekündigt.
Winkler schrieb am Sonntag bei Instagram: "Berlin heute Morgen. Dank Allgemeinverfügung aufgrund des Besuchs eines ehemaligen ukrainischen Schauspielers ist die City weitestgehend abgeriegelt, die Spree für Touristen teilweise gesperrt."
Selenskyj war am frühen Sonntagmorgen in Berlin und erstmals seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Deutschland eingetroffen. Am Nachmittag wurden er und sein Volk in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet.
Winkler, der auch Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands ist, teilte in seinem Beitrag zudem ein Bild von sich am sowjetischen Ehrenmal im Berliner Stadtteil Treptow. "Im Treptower Park ist's noch ruhig - noch steht das Ehrenmal zum Gedenken aller Kriegsopfer", schrieb der 60-Jährige.
Der Deutschen Presse-Agentur bestätigte Winkler die Echtheit seines Posts: "Es ist mein persönlicher Account und meine Beschreibung der Beobachtung."
Der DFB, der nach Verbandsangaben keinen Einfluss auf die Beiträge der Präsidiumsmitglieder in den sozialen Medien hat, erklärte am Sonntagnachmittag, an diesem Montag mit Winkler ein Gespräch zu dem Post führen zu wollen.
Die Nationalmannschaft bestreitet am 12. Juni ihr 1000. Länderspiel in Bremen gegen die Ukraine. Im Internet kritisierten zahlreiche Nutzer den Beitrag von Winkler.
Winkler, der auch CDU-Mitglied ist und 1988 zu DDR-Zeiten der damaligen Blockpartei CDU beitrat, machte einst schon einmal in einem anderen Zusammenhang bundesweit Schlagzeilen, als er sich im Oktober 2016 für mögliche Bündnisse mit der AfD aussprach. Als damaliger CDU-Europaabgeordneter plädierte er für Koalitionen mit der AfD auf Landes- und Bundesebene. "Wenn es eine bürgerliche Mehrheit gemeinsam mit der AfD gibt, sollten wir mit ihr koalieren. Sonst steuern wir auf eine linke Republik zu", sagte Winkler damals der Zeitschrift "Super Illu". Wenn die SPD Bündnisse mit der Linkspartei eingehe, könne dies die CDU künftig auch mit der AfD, so seine Argumentation.
Der damalige sächsische CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer, heute Ministerpräsident des Freistaates, lehnte 2016 die Überlegungen seines Parteikollegen ab. "Für die sächsische Union kommt eine Zusammenarbeit nicht in Frage", schrieb einst Kretschmer.
Nach der Besetzung der Krim durch russische Truppen im Frühjahr 2014 gehörte Winkler zudem zu jenen Stimmen in der deutschen Politik, die vor einer Verschärfung von Sanktionen gegen Moskau warnten. Im Mai 2014 erklärte er, ebenfalls in der Zeitschrift "Super Illu", Sanktionen schadeten "uns nur selbst und treffen vor allem die ostdeutsche Wirtschaft".
Als damaliger Sprecher der ostdeutschen CDU-Abgeordneten im Europaparlament erhob Winkler auch Vorwürfe gegen die Vereinigten Staaten. Dass gerade die USA nach Verschärfungen der Sanktionen riefen, deute darauf hin, dass Washington wirtschaftliche Ziele verfolge. "Schließlich sind die USA seit dem Fracking-Boom auf dem Weg zu einem der größten Gasexporteure weltweit. Russland ist nun ein unliebsamer Konkurrent. Wir müssen aufhören, ein Diener der Amerikaner zu sein", erklärte Winkler damals.
Die Ukraine-Krise könne nur durch Kooperation mit Russland gelöst werden. Andernfalls brächen historisch gewachsene Geschäftsbeziehungen ostdeutscher Betriebe mit Russland weg, die dann von Wettbewerbern besetzt würden. Eine Politik der Konfrontation sei "blind gegenüber der Geschichte und taub gegenüber der anderen Seite".