Attacke von Thilo Sarrazin

"Fundamental orientierte Muslime" kontrollieren SPD
Der ehemalige Berliner Finanzsenator und Noch-Mitglied der SPD, Thilo Sarrazin
Foto: Wolf Lux

Artikel von: HANS-JÖRG VEHLEWALD veröffentlicht am 27.01.2020

Der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin hat die SPD-Spitze erneut scharf kritisiert: "Die gegenwärtige SPD-Führung ist offenbar teilweise in den Händen fundamental orientierter Muslime, die eine kritische Diskussion des Islam in Deutschland grundsätzlich verhindern wollen", sagte er dem rechtskonservativen Sprachrohr "Tichys Einblick".

Gegen Sarrazin läuft derzeit ein Partei-Ausschluss-Verfahren. Am Donnerstag war die Entscheidung der SPD-Landesschiedskommission bekanntgeworden, wonach die SPD den früheren Berliner Finanzsenator und Bestseller-Autor wegen parteischädigenden Verhaltens ausschließen darf. Auslöser des Verfahrens war Sarrazins 2018 erschienenes Buch "Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht".

Die neue SPD-Spitze Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken
Foto: Kay Nietfeld / dpa

Gegenüber BILD erklärte Sarrazin seine Äußerung und ergänzt: "Die SPD scheut davor zurück, sich grundsätzlich mit dem Islam auseinanderzusetzen. Die Parteiführung diffamiert lieber einen Islam-Kritiker aus den eigenen Reihen als die Diskussion über politische Ziele des Islam und seine Gefahren für unsere Demokratie zuzulassen. Diese Debatte wird zugunsten fundamentalistischer Muslimverbände und ihrer Anhänger unterdrückt."

Konkret stört er sich daran, wer mit dem Gutachten zum Ausschlussverfahren beauftragt

Sarrazin zu BILD: "Nicht Herr Klingbeil oder die SPD-Vorsitzenden sind Islamisten - aber die Führung der SPD begibt sich in ihrem Ausschlussverfahren gegen mich eindeutig in die Hände fundamentalistischer Muslime, die jede politische Kritik am Islam als Rassismus diffamieren. Nur so ist zu erklären, warum sich die Partei hauptsächlich auf das Gutachten einer Muslim-Aktivistin beruft - Yasemin Shooman -, die in der Vergangenheit vor allem durch die Nähe zu fundamentalistischen Israel-Kritikern und -boykotteuren auffiel."

Das Berliner Landesschiedsgericht entschieden: Sarrazin darf aus der SPD geworfen werden. Doch das ist noch nicht die letzte Instanz.

Sarrazin will weiter gegen Parteiausschluss kämpfen

Sarrazin erklärte jetzt zu seinem Buch: "Ich bin weder gegen Muslime noch gegen Fremde. Ich beleuchte kritische Fragen rund um die Religion des Islam und ihre kulturellen Auswirkungen. Daran ist nichts Rassistisches. Rassistisch ist eine Äußerung, die jemandem wegen seiner rassischen, ethnischen Herkunft Minderwertigkeit zuspricht. Ich bin das Gegenteil eines Rassisten."

Zur Frage nach einem Austritt aus der SPD sagte Sarrazin: "Ich will die SPD vor sich selbst schützen. Ich möchte der einst breit aufgestellten Volkspartei weiterhin die Ehre erweisen und für sie kämpfen. Mit dem Weg, den die SPD eingeschlagen hat, schafft sie sich als Volkspartei selbst ab."

Er habe nicht vor, in seinem Leben einer anderen Partei anzugehören als der SPD.


Quelle: bild.de vom 27.01.2020 - gekürzt