Thomas Fischer
Sachsen
14.08.2024 - 16:47 Uhr
Foto: Olaf Rentsch
Am Dienstag stand Michelle R. vor dem Amtsgericht Dresden, wegen falscher Verdächtigung mit Freiheitsberaubung. Sie legte ein Geständnis ab. Glück für Pascal: Die beiden hatten Text-Nachrichten zum vereinbarten Sex-Treffen ausgetauscht, sonst säße er wohl noch heute im Knast. Die milde Strafe für die Lügnerin: 40 Arbeitsstunden!
Was war passiert? Im Oktober 2023 hatte die junge Frau bei ihrem Liebhaber Pascal P. (23) übernachtet. Ihn hatte sie nach eigenen Angaben über Instagram kennengelernt. "Wir hatten über zwei Jahre eine Affäre", so die Angeklagte.
Ihr Ex-Freund sprach sie am Tag darauf an, ob sie mit Pascal "Geschlechtsverkehr hatte". Sie bejahte und sagte, dass das "unfreiwillig geschehen" sei. Vor Gericht gab sie als Motiv für die "Blitz-Idee" an, sie habe Angst vor der Reaktion ihres Ex gehabt.
Der Polizei tischte Michelle R. anschließend ein detailliertes Lügenkonstrukt auf: Sie erzählte glaubhaft, sie sei von Pascal P. vergewaltigt, bis zur "Bewusstlosigkeit gewürgt" und zum "Oralverkehr gezwungen" worden. Die Polizei nahm ihn fest, er verbrachte die Nacht in Gewahrsam. Doch Pascal zeigte der Polizei die Instagram-Nachrichten in seinem Mobiltelefon. Dabei kam heraus: Es war in Wirklichkeit einvernehmlicher Sex.
Foto: Olaf Rentsch
Kurz vor der angeblichen Tatnacht hatten sich beide per Text-Nachricht ausgetauscht, wer Kondome mitbringt. Nach der Tatnacht schrieb sie Pascal P. dann: "Es war schön bei Dir!" Versehen war die Nachricht mit einem Herz.
Der junge Mann wurde nach einer Nacht hinter Gittern entlassen. Ermittler Stefan Kühne (43) wütend im Prozess: "Ich habe mich geärgert, dass sie vielen Frauen einen Bärendienst erwiesen hat."
Staatsanwalt Janick Sauerbier (31): "Hätte dieser Chatverlauf nicht vorgelegen, wäre er wohl verurteilt worden." Aufgrund der Schwere der Anschuldigungen wäre es wohl eine lange Haftstrafe geworden.
Die junge Frau verwies auf eine schwere Kindheit, Depressionen durch Mobbing in der Schule. Sie habe Schulden, psychische Probleme, hat nichts gelernt. Therapien habe sie abgebrochen, Jobs an der Supermarktkasse und in der Pflege hielt sie nicht lange aus. Die milde Jugendstrafe: Das Gericht verurteilte sie zu 40 Arbeitsstunden und ordnete drei psychologische Einzelgespräche an. Außerdem wird ihr ein Betreuer für sechs Monate zur Seite gestellt, damit sie durchhält, ihre Schulden (rund 5000 Euro) abzuzahlen.
BILD traf Pascal P. nach dem Prozess, er zeigte sich entsetzt.
Die Lügnerin hat das Opfer bereits finanziell entschädigt.