Familie und Beruf : Die entrückten Grünen

Ein Kommentar von Jasper von Altenbockum
Verantwortlicher Redakteur für Innenpolitik.

-Aktualisiert am 13.04.2022-06:18

Anne Spiegels Entschuldigung zielte auf das, was sogleich ausbrach, eine Debatte über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Vom materiellen Alltag der meisten Familien war das allerdings weit entfernt. Anne Spiegel gibt am Sonntag in Berlin eine Erklärung ab.
Bild: dpa

Warum Anne Spiegel ihre Familie ins Spiel brachte, um ihre Amtsführung als Landesministerin zu erklären, ist als Teil ihrer Entschuldigung wohl nachzuvollziehen. Bei ihrer Amtseinführung als Bundesfamilienministerin galt die Familie Spiegel noch als mustergültig: Der Mann ermöglicht der Frau eine Karriere und kümmert sich um vier Kinder.

Muster für die Durchschnittsfamilie ist das nicht. Da arbeiten beide Elternteile, und die Kinder kommen in der Ganztagsbetreuung unter. So will es seit Jahren die Politik, erst recht die Partei Spiegels, die Grünen. Bleibt ein Elternteil zuhause, ist das ein Privileg. Denn solche Familien können es sich leisten, auf ein zweites Gehalt zu verzichten.

Mittel der Abhilfe für eine Ministerin

Um aber im Wohlstand einer Ministerin leben zu können, müssen in der Regel beide, Vater und Mutter, arbeiten. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird im Falle Spiegels kurioserweise am traditionellen Familienmodell gemessen - und nicht einmal da scheint es zu funktionieren, wegen Corona und weil ein Partner gesundheitlich zu leiden hat.

Für eine Ministerin gibt es reichlich Mittel zur Abhilfe. In einer "normalen" Familie mit vier Kindern, in der in einem solchen Fall das zweite Gehalt ausfällt, bricht, zumal in Corona-Zeiten, der Notstand aus. Von einem vierwöchigen Frankreich-Urlaub ganz zu schweigen. Spiegels Entschuldigung und die darauffolgende Debatte zeigen damit nur, wie weit sich Grünen-Politiker mit ihren politisch-moralischen Maßstäben vom materiellen Alltag vieler Familien entfernt haben.


Quelle: faz.net