Hitzige Debatte zur Entwicklungshilfe "Das Verschleudern unserer Steuergelder in alle Welt ist für mich ein Verbrechen"

FOCUS-online-Chefreporter Göran Schattauer

Donnerstag, 09.05.2024, 14:21

Ein FOCUS-online-Bericht zur deutschen Entwicklungshilfe hat viele Leser aufgeregt. Sie verstehen nicht, warum die Bundesregierung andere Länder mit Milliarden unterstützt, obwohl es bei uns so viele Probleme gibt: Altersarmut, kaputte Straßen, marode Infrastruktur.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), Euro-Scheine
(Fotos: dpa)

Unverständnis, Empörung, Wut, beißender Spott - so lassen sich die Reaktionen Hunderter Leser auf einen FOCUS-online-Artikel zur deutschen Entwicklungshilfe zusammenfassen.

Unter der Überschrift "Frau Schulze muss sparen - aber für Radwege in Peru ist weiter Steuergeld da" hatten wir über die geplanten Ausgaben des Entwicklungsministeriums unter Svenja Schulze (SPD) für 2024 berichtet. Trotz angespannter Haushaltslage und deutlicher Mittelkürzungen stehen dem Ministerium 11,22 Milliarden Euro zur Verfügung.

Zwar legte eine Sprecherin des Ministeriums dar, dass in diesem Jahr einige Unterstützungen zurückgefahren werden müssten, etwa bei der Bekämpfung des weltweiten Hungers. Zugleich stellte sie klar, dass bestimmte Projekte unangetastet blieben, darunter "Investitionen in den Umwelt- und Klimaschutz in Peru, Kolumbien und Montenegro".

Artikel zur Entwicklungshilfe: "Sprachlos und wütend"

Leserin Christina Horbin quittiert die Aussagen mit deutlichem Groll: "Ich bin nur noch sprachlos und wütend. "

Klaus Brinkmann fragt sich, "wann dieses Land, seine Menschen und seine Politik dermaßen falsch abgebogen" seien. Über die Ausgaben bei der Entwicklungshilfe könnten "normale Menschen nur den Kopf schütteln ".

Lesen Sie hier: Frau Schulze muss sparen - aber für Radwege in Peru ist weiter Steuergeld da

Diese Haltung entspricht der Meinung der großen Mehrheit der FOCUS-online-Leser. In ihren Kommentaren mahnen sie an, dass Deutschland auch - manche meinen: zuerst - an sich denken sollte. Vielfach folgt der Verweis auf "unsere eigenen Probleme": Altersarmut, desolate Infrastruktur, löchrige Straßen, marode Schulen, kränkelnde Wirtschaft und vieles mehr.

Hier einige exemplarische Stimmen, zum Teil gekürzt:

Geld für Rentner? "Wir sind es offensichtlich nicht wert"

Leser: "Wir retten die Welt und sind selber pleite"

Viele FOCUS-online-Leser halten Entwicklungshilfe grundsätzlich für fragwürdig oder bezweifeln, dass das Geld vor Ort vernünftig eingesetzt wird. So schreibt Bernd Neugebauer: "Fährt da jemand hin und kontrolliert das neu Gebaute nebst Abrechnungen? Oder wird wieder an das Gute im Menschen appelliert ?" Weitere Kommentare:

Beißender Spott für Ministerin Schulze: "Peru sehr bergig"

Nicht nachvollziehen können viele FOCUS-online-Leser die Argumentation des Entwicklungsministeriums.

So hatte eine Sprecherin wörtlich erklärt: "Wenn es also beispielsweise gelingt, in Peru verstärkt auf klimafreundliche Verkehrsmittel umzusteigen, in Montenegro den Energieverbrauch zu reduzieren oder in Kolumbien die Umwelt zu schützen, profitieren wir alle."

Es sei schließlich "egal, ob die Tonne CO2 in Peru, in Kolumbien, Montenegro oder in Deutschland eingespart wird. Jede Einsparung ist gleich wichtig für den weltweiten Klimaschutz."

Leser Peter Munk kontert scharfzüngig: "Na dann können wir unsere Finanzmittel doch auch genauso gut in die deutsche Infrastruktur stecken. Zumindest, wenn es nicht um bereits zugesagte Gelder geht."

Kommentator Werner Friedel hat noch einen weitergehenden Vorschlag an Ministerin Svenja Schulze (SPD), wenngleich der beißende Spott nicht zu überlesen ist:

"Da Peru sehr bergig ist, sollte man auch die Entwicklung von Fahrradgangschaltungen bezuschussen."


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