Von Stefanie Maeck
05.08.2014, 12.51 Uhr
Foto: AP/ U.S. Defense Dept.
John J. Herrick, Kapitän der USS "Maddox", steht auf der Brücke seines Zerstörers und blickt in die Dunkelheit. Etwas ist da draußen. Er hebt den Kopf zum Nachthimmel, sieht keine Sterne, keinen Mond. Er geht zurück zu seinem Radarmann. Seit Stunden verfolgen sie zwei seltsame Echolotpunkte. Die Offiziere melden Turbulenzen und Torpedogeräusche. Der Sonarmann empfängt nun ein drittes Echo. Bringt sich der Feind in Stellung? Herrick selbst sieht am Himmel Cockpitlichter und Suchscheinwerfer. Die junge Crew der USS "Maddox" ist in Angst und Schrecken versetzt.
Aus dem Golf von Tonkin funkt der Kapitän Nottelegramme nach Washington ins Pentagon, meldet Torpedoangriffe nordvietnamesischer Schnellboote auf die "Maddox" und die flankierende "Turner Joy". Er verlässt sich auf seine Jungs am Echolot. Direkten Sichtkontakt gibt es in dieser "finsteren Hölle" vor der Küste Nordvietnams nicht. Herrick gibt Befehle und seine Männer feuern Torpedos auf den unsichtbaren Feind.
Es ist die Zeit des Kalten Kriegs. Südvietnam und das kommunistische Nordvietnam liefern sich einen blutigen Bürgerkrieg. Herricks Schiff im Golf von Tonkin ist offiziell nur zur Patrouille unterwegs. Doch allein seine Erscheinung setzt für die Nordvietnamesen ein Zeichen: 114,8 Meter ist die USS "Maddox" lang, 12,2 Meter breit, bis zu 34 Knoten schnell und schwer bewaffnet: mit U-Boot-Abwehr, Maschinenkanonen und Torpedorohren. Vor wenigen Tagen, am 2. August 1964, war das Schiff bereits am helllichten Tag von nordvietnamesischen Booten angegriffen worden.
Am anderen Ende der Welt, in Washington, ist es 11.15 Uhr. An diesem 4. August beginnt Daniel Ellsberg seinen ersten Arbeitstag im Pentagon. Seine Freunde rufen ihn "Dan", er ist ein attraktiver Typ, blaue Augen, 33 Jahre alt und von brillanter Intelligenz. Ein ehrgeiziger Top-Analyst für Politik. Ellsberg sitzt am Schreibtisch, als ein Bote mit Blitztelegramm in sein Büro stürzt. Ellsberg starrt auf die Worte und begreift die Hast.
Fünf Stunden später lässt US-Präsident Lyndon B. Johnson Bomber vom Flugzeugträger "Ticonderoga" aufsteigen. Sie sollen der "USS Maddox" zu Hilfe kommen. Es ist 11.37 Uhr, als sich der Präsident an das amerikanische Volk wendet: Er spricht von einem "absichtsvollen Muster" und von "nackter Gewalt" Nordvietnams.
Johnson zögert nicht. Am 6. August holt er sich das Go des Kongresses: Die sogenannte Tonkin-Resolution wird verabschiedet, eine Art Freibrief für Krieg - sie ermächtigt zu Bombardements. Grundlage sind die Geschehnisse auf der USS "Maddox". Amerika tritt damit in den Vietnamkrieg ein.
Was weder das amerikanische Volk noch die Kongressabgeordneten ahnen: Kapitän Herrick hatte sich kurz nach seinen ersten Telegrammen mit weiteren zerknirschten Nachrichten gemeldet: "Verrückte Wetterphänomene und übereifrige Jungs an den Sonargeräten machen Feindberührungen mehr als fraglich. Schlage genaue Untersuchung vor." Die Situation auf der USS "Maddox" ist unklar. Herricks Telegramme aber ändern nichts am Kurs des Präsidenten.
Mehr als 24 Stunden sollte Ellsbergs erster Arbeitstag haben und am Ende dämmerte ihm, dass Amerika aufgrund von Falschmeldungen einen Krieg begonnen hatte - und der Präsident die Verwirrung für seine Zwecke nutzte. Der Code-Name für die Operation der "Maddox", so erfuhr er im Pentagon, lautet Operation Desoto. Hinter vorgehaltener Hand sagten ihm viele, dass die "Maddox" nur zu einem Zweck vor der Küste Nordvietnams unterwegs war: der Provokation.
Wenige Tage später ist klar: Die Männer auf der USS "Maddox" hatten gegen Radarphantome gekämpft. Die Cockpitlichter des Feindes waren Wetterleuchten, die Männer an den Sonargeräten hatten in der Anspannung die Nerven verloren und auf eigene Motorengeräusche reagiert. Präsident Johnson soll gesagt haben: "Verdammt, diese saudummen Jungs haben nur auf fliegende Fische geschossen." Amerika aber hat einen Krieg begonnen, in dem in den kommenden elf Jahren 7,8 Millionen Bomben explodieren sollen, Napalm eingesetzt werden wird und 58.134 Amerikaner sterben sollen. Jedes Mal, wenn Präsident Johnson die Eskalationsspirale der Gewalt im Vietnam-Einsatz weiter anzog, berief er sich auf die Tonkin-Resolution, eine Lüge.
Ellsberg sollte bei seiner Arbeit viele schmutzige Geheimnisse des Vietnamkriegs erfahren. Eines Tages bricht er weinend auf der Toilette zusammen. Er weiß, dass er auf der falschen Seite steht. Eine Stunde laufen ihm die Tränen über die Wangen. Er hat Schuldgefühle. Dann, im Herbst 1969, trifft er eine Entscheidung: Er stellt die Zahlenkombination in seinem Bürosafe ein, zieht einen Packen Papier heraus. Sein Herz, beschreibt er später, habe wie wild geklopft, als er die ersten Blätter in seiner Aktentasche an den Pförtnern vorbeischmuggelte. Mittlerweile ist er einer von "ganz oben", die Männer in der Loge wünschen ihm höflich einen schönen Feierabend: "Good night, Dan."
Er geht in die Werbeagentur einer Freundin, am Crescent Heights Boulevard, Ecke Melrose Avenue in Hollywood. Nächtelang wird er dort am Kopierer stehen und die Papiere ablichten, auf denen "Top Secret" steht. Die "Pentagon-Papiere", wie man sie später schlicht nennen wird, umfassen 7000 Blatt, insgesamt zwei Millionen Worte. Sie enthüllen die wahre Rolle sämtlicher amerikanischer Präsidenten im Vietnamkrieg.
Morgens, nach dem Kopieren, geht Ellsberg manchmal surfen: Einmal, als die Wellen in Malibu perfekt sind, schießt es ihm durch den Kopf: Ist es das wert, das alles aufzugeben? Für einen Haufen Papier, der die Verlogenheit seiner Regierung beweist? Ellsberg spielt die Papiere der "New York Times" (NYT) zu.
Die Redakteure erkennen die Brisanz sofort: In einer Suite im Hilton am Times Square studieren sie die Geheimpapiere. Gründlich. Der Codename heißt "Project X". Ellsberg drängelt. Die Anwälte der "NYT" nennen die Veröffentlichung ein "existenzgefährdendes Risiko". Doch die Journalisten ahnen, dass sie erledigt wären, würden sie das Material zurückhalten: Die Amerikaner sind nicht in den Krieg hineingezogen worden, sondern die Regierung wollte diesen Krieg! Und sie wusste lange, dass er nicht zu gewinnen war.
Der Tonkin-Zwischenfall war eine - wenn nicht inszenierte, so doch willkommene - Rechtfertigung für den Kriegseintritt. Das wollen die Journalisten erzählen.
Am 13. Juni 1971 macht die "NYT" mit der Story auf - und kassiert eine einstweilige Verfügung. Die "Washington Post" setzt fort, denn Ellsberg spielt nun deren Redakteuren die brisanten Papiere zu. Doch auch der "Washington Post" wird ein Maulkorb verpasst. Senator Mike Gravel verliest die 7000 Seiten schließlich in einer Sitzung, deren einziger Teilnehmer er ist. Gravel weint beim Verlesen. Die Glaubwürdigkeit seiner Regierung, vieles woran er geglaubt hat, bricht zusammen. Aber die Wahrheit ist am Licht.
Ellsberg wird als Spion angeklagt. Für 115 Jahre soll er ins Gefängnis. Doch die Skrupellosigkeit seiner Gegenseite kommt ihm unverhofft zugute: Ein Einbruch bei Ellsbergs Psychiater wird publik, bei dem sich offenbar jemand belastendes Material über den Whistleblower erhofft hatte - und der Präsident, inzwischen ist es Nixon, hatte den Einbruch legitimiert. Wenn er nicht zurückzuverfolgen sei, hatte das Staatsoberhaupt säuberlich per Hand dazugeschrieben.
Die Truppe, die sich am Schrank von Ellsbergs Psychoanalytiker Dr. Lewis Fielding zu schaffen machte, sollte aber noch größere historische Berühmtheit erlangen. Es sind die gleichen Männer von FBI und CIA, die am 17. Juni 1972 nachts im Watergate Building festgenommen werden, dem Sitz der Demokratischen Partei. Sie hatten versucht, dort eine Wanze anzubringen. Später wird bekannt, dass sie im Auftrag des Weißen Hauses handelten und dass Ausspähungen wie die von Ellsberg zu Nixons gewöhnlichen Praktiken gehörten: Auf den Fall Ellsberg folgt der Watergate-Skandal.
Und auch dieser Skandal, an dessen Ende der Rücktritt Nixons steht, kommt durch einen Whistleblower ans Licht: "Deep Throat" fütterte die Journalisten Carl Bernstein und Bob Woodward genau wie Ellsberg mit Informationen. Die legendären Treffen fanden in einer Tiefgarage statt. Diese Männer sorgten dafür, dass die Lügen ihrer Präsidenten nicht mehr als Rechtfertigung für Kriege eingesetzt werden konnten.
Die Telegramme von Bord der "Maddox"...
...lösten im Pentagon helle Aufregung aus, hier eine amerikanische Illustration vom 4. August 1964. US-Präsident Lyndon B. Johnson ließ Kampfbomber von dem Flugzeugträger "Ticonderoga" aufsteigen und verabschiedete kurz darauf die "Tonkin Resolution" - es war eine Art...
...Blankoscheck für einen Angriff. Amerika trat in den Vietnamkrieg ein, hier US-Verteidigungsminister Robert McNamara bei einer Pressekonferenz am 5. August 1964.
Später stellten sich die vermeintlichen Attacken auf die amerikanischen Schiffe als eingebildet heraus; sie waren übereifrigen Sonarmännern und der schlechten Sicht geschuldet. Der Präsident korrigierte seinen Eintritt in den Vietnamkrieg aber trotzdem nicht.
In den Medien werden nun regelmäßig Karten gezeigt...
...auf denen die genaue Position der US-amerikanischen Zerstörer und Flugzeugträger zu erkennen sind. Alles soll für die amerikanische Öffentlichkeit schön offen und transparent wirken - dass Kriegsgrund in Wahrheit vorgeschoben war, wird erst Jahre später durch einen Whistleblower bekannt.
Emser Depesche: Es war auch ein Telegramm, geschickt am 13. Juli 1870, das indirekt den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 auslöste. Historisch ging es um diplomatische Streitigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich bei der Neubesetzung des spanischen Thrones. Der preußische König Wilhelm I. schrieb...
...eine an sich relativ harmlose Mitteilung an seinen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck aus dem Kurort Bad Ems. Der französische Gesandte hatte dort bei einem Treffen in Bad Ems noch einmal den Verzicht der Hohenzollern auf die spanische Thronfolge gefordert. Wilhelm I. hatte dagegen protestiert und informierte Bismarck.
Der verfasste daraufhin eine bewusst verkürzte und dadurch im Ton ungewöhnlich ruppig und scharf klingende Depesche, die in Frankreich als eine nationale Beleidung empfunden wurde. Frankreich erklärte daraufhin am 19. Juli 1870 - ganz im Sinne Bismarcks - Preußen den Krieg (hier eine zeitgenössische Illustration).
Der Norddeutsche Bund unter Führung Preußens gewann den Krieg. Im Januar 1871 ließ sich Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Kaiser von Deutschland proklamieren - die berühmte Inszenierung war eine bewusste Demütigung Frankreichs.
Der Mukden-Zwischenfall: Ein Sprengstoffanschlag am 18. September 1931 zerstörte Teile der südmandschurischen Eisenbahn, die zu diesem Zeitpunkt unter der Kontrolle Japans stand. Japanische Truppen nahmen dies zum Anlass,...
...um in der Mandschurei einzumarschieren, hier eine zeitgenössische Aufnahme. Verübt hatten den Anschlag japanische Offiziere, doch die Tat schoben sie chinesischen Saboteuren in die Schuhe. Die Japaner errichteten in der Mandschurei von 1932 bis 1945 einen von nur wenigen Ländern anerkannten Marionettenstaat, den sie Mandschukuo nannten (Kaiserreich Mandschu). Ausgerechnet der letzte Kaiser von China, der 1912 noch im Kindesalter abdanken musste, wurde nun zum nominellen Oberhaupt des neuen Staates.
Mainila-Zwischenfall: Am 27. November 1939 griff die Rote Armee den sowjetischen Grenzort Mainila an, behauptete aber, die Aggression sei von Finnen ausgegangen. Der fingierte Angriff diente den Sowjets als Rechtfertigung, den seit 1932 bestehenden Nichtangriffspakt mit Finnland zu kündigen und die diplomatischen Beziehungen zu beenden. Es war der Beginn des sowjetisch-finnischen Winterkrieges.
Die Aufnahme zeigt Sowjetsoldaten am 30. November 1939 an einem Grenzpfahl in Mainila an der Grenze zu Finnland.
Fingierter Angriff auf den Sender Gleiwitz: Ende August 1939 täuschten SS-Angehörige eine Attacke polnischer Aufständischer auf den deutschen Radiosender Gleiwitz vor. Dieser Vorfall diente den Nationalsozialisten als Rechtfertigung für den Polenfeldzug, der den Zweiten Weltkrieg in Europa auslöste. Der hölzerne Sendeturm, hier eine Aufnahme von 2005, hat den Krieg überstanden und wird noch heute genutzt.
Nur wenige Stunden nach dem angeblichen Angriff auf den Radiosender begannen...
...am 1. September 1939 die militärischen Operationen der Deutschen, gerechtfertigt mit dem berühmten Satz Hitlers aus einer im Radio übertragenen Reichstagsrede: "Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen."
Auf dieser Aufnahme reißen Wehrmachtssoldaten einen Schlagbaum an der deutsch-polnischen Grenze ein. Insgesamt 1,5 Millionen Soldaten...
...rückten schon am ersten Kriegstag Richtung Warschau vor, das die Wehrmacht bald einschloss und am 28. September erobern konnte. Besonders die Überlegenheit der deutschen Luftwaffe ermöglichte den schnellen Vormarsch der Wehrmacht. Diese Aufnahme vom 6. September zeigt deutsche Einheiten, die an polnischen Kriegsgefangenen vorbeimarschieren, die einen verwundeten Kameraden in ein Feldlazarett tragen.
Operation Northwoods: Der amerikanische Geheimplan wurde am 13. März 1962 Präsident John F. Kennedy vorgelegt. Nach dem Debakel um die gescheiterte Invasion in der Schweinebucht fanden sich in dem Memorandum allerlei subtile Vorschläge, wie denn künftig eine US-Invasion auf Kuba zu rechtfertigen sei.
Zu den fantasiereichen Ideen in den Northwoods-Papieren gehörten Angriffe unter falscher Flagge, die man Kubas Staatschef Fidel Castro in die Schuhe schieben wollte, die Versenkung eines amerikanischen Schiffes vor der Bucht von Guantánamo oder der Abschuss einer amerikanischen Chartermaschine durch ein kubanisches Flugzeug.
Allerdings...
...verweigerte Präsident Kennedy, hier im März 1962 bei einer Ansprache im Weißen Haus, seine Zustimmung zu den Plänen. Nach mehr als 30 Jahren Geheimhaltung kamen die Papiere 1997/98 an die Öffentlichkeit.
...aber als Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA, Saud Nasir as-Sabah. Sie hatte nie ein Praktikum in dem Krankenhaus absolviert. Die amerikanische PR-Agentur Hill & Knowlton hatte sie im Auftrag Kuwaits als vermeintliche Kronzeugin für irakische Kriegsverbrechen bezahlt und zu der Falschaussage animiert. Kuwait hoffte mit der Aktion, die US-Öffentlichkeit und Politik für ein amerikanisches Eingreifen in den Konflikt zu gewinnen - was auch gelang. US-Präsident Bush erwähnte die vermeintliche Schändung der Frühgeborenen mehrmals in seinen Reden.
Im Januar 1991 stimmte der US-Senat schließlich für einen Krieg gegen den Irak - hier eine Aufnahme vom 18. Januar, die den Bagdader Nachthimmel und die Aktivitäten der irakischen Luftabwehr zeigt.
Die Brutkastenlüge...
...gilt heute als Musterbeispiel für eine erfolgreiche Manipulation der Öffentlichkeit. Unter Führung der USA beendete eine breite anti-irakische Koalition den Golfkrieg binnen weniger Wochen, hier eine Aufnahme von irakischen Kriegsgefangenen im Februar 1991 unmittelbar nach Beginn der Bodenoffensive.
Hufeisenplan: Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (Bild) berichtete im April 1999 von einem vermeintlich teuflischen Vorhaben der serbisch-jugoslawischen Regierung unter Präsident Milosevic zur systematischen Vertreibung der Kosovo-Albaner. Schnell war in den Medien die Rede von einem "Hufeisenplan", dessen Echtheit und Existenz allerdings von Beginn an - besonders wegen seiner Herkunft aus bulgarischen Geheimdienstquellen - infrage gestellt wurde. "Es gibt diesen Plan", versicherte Scharping dennoch immer wieder.
Bulgariens Außenministerin...
...Nadeschda Michailowa, hier links im Bild bei einem Treffen mit Joschka Fischer, stritt im Jahr 2000 aber genau das öffentlich ab und beteuerte, der bulgarische Geheimdienst habe die Bundesrepublik keine Beweise über einen serbischen Plan zur ethnischen Säuberung im Kosovo geliefert. In einer bulgarischen Fernsehdokumentation rückte sie aber zwölf Jahre später von dieser Version ab und behauptete nun wiederum das Gegenteil.
Der mysteriöse "Hufeisenplan" diente u.a. Fischer und Scharping (neben Bildern vom angeblichen Massaker in Racak, die sich später als falsch herausstellten) als wichtige Begründung für eine deutsche Beteiligung an den Nato-Luftangriffen gegen Jugoslawien, für die es kein UN-Mandat gab. Der Kosovo-Krieg war die erste Kriegsbeteiligung Deutschlands nach 1939.
Das serbische Fernsehen strahlt am 4. April 1999 Aufnahmen aus, die einen Nato-Angriff auf die nordserbische Stadt Novi Sad zeigen.
ABC-Waffen im Irak: Eine angebliche Bedrohung durch Massenvernichtungsanlagen war 2003 Rechtfertigung für den Angriff der USA und ihrer "Koalition der Willigen" auf den Irak. Das Gerücht, Saddam Hussein sei im Besitz von Massenvernichtungsmitteln, galt bereits vor dem Irakkrieg als äußerst fragwürdig. Der UN-Sicherheitsrat verweigerte deswegen auch ein Kriegsmandat und der Irakkrieg gilt somit als ein illegaler Angriffskrieg. US-Außenminister Colin Powell (Bild) präsentierte am 5. Februar 2003 vor dem UN-Sicherheitsrat vermeintliche Beweise...
...die sich später als dreiste Lügen erwiesen. Er zeigte unter anderem eine Kaufvereinbarung über waffenfähiges Plutonium, die der Irak mit der Regierung des Niger abgeschlossen haben sollte. Diese Papiere waren eine Fälschung. Powell selbst nannte dies rückblickend einen "Schandfleck" seiner Karriere.
Das Foto vom 8. Februar 2003 zeigt ein - laut Colin Powell - vermeintliches Trainingscamp für Terroristen, in dem Chemiewaffen hergestellt würden. Allerdings wurden dort nie Spuren von Chemiewaffen gefunden.