EU-Kommission plant strengste Abgasnorm aller Zeiten Aus für Verbrenner-Motoren ab 2025?

Artikel von: Tom Drechsler veröffentlicht am 15.11.2020 - 06:29 Uhr

Rund 3,6 Millionen Autos wurden 2019 in Deutschland zugelassen, in diesem Jahr werden es durch Corona weniger sein. Ab 2025, wenn die neue Euro-7-Abgasnorm EU-weit in Kraft treten soll, könnten es noch SEHR viel weniger werden, weil es manche Autos dann nicht mehr gibt, nicht mehr geben kann. Der Straßenverkehr ist für knapp 20 Prozent der CO2-Verschmutzung verantwortlich. Die Euro-7-Norm soll sie verringern
Foto: Daniel Karmann / dpa

Denn die EU-Kommission, angeführt von Ursula von der Leyen (62), plant die strengsten Abgasregeln aller Zeiten.

Es geht um Schadstoffe wie NOx (Stickoxid), die schon in vielen europäischen Städten zu Fahrverboten geführt haben. Diskutiert wird eine im Auftrag der EU-Kommission erstellte 66-seitige Studie von Experten aus ganz Europa ("Advisory Group on Vehicle Emission Standards"), die BILD am SONNTAG vorliegt.

Ein Auto beim RDE-Test: Sensoren messen CO2, Kohlenmonoxid, Stickstoffmonoxid und Partike
Foto: Werk
Die Vorschläge der Experten

Alle Ausnahmen, die RDE bisher zulässt, sollen wegfallen. Beim neuen Test ist Vollgas erlaubt, theoretisch andauernd, Autos müssen die Grenzwerte einhalten bei Temperaturen von minus 10 bis plus 40 Grad, auch in 1000 oder 2000 Meter Höhe (bisher bis 700 m) und über eine theoretische "Lebenszeit" von 15 Jahren bzw. 240 000 km Laufleistung (bisher 160 000), auch mit Dachbox, Fahrradträger oder Anhänger.

Ein Insider zu BILD am SONNTAG: "Das, was hier gefordert wird, schafft heute kein Verbrennungsmotor. Es ist quasi eine Kriegserklärung an Diesel und Benziner." Die modernen Verbrenner, die gerade so sauber sind wie noch nie, wären dann nicht sauber genug.

Bedeutet: Neuwagen würden noch teurer oder gar nicht mehr gebaut, weil es sich für die Hersteller nicht mehr lohnt. Das könnte dazu führen, dass ab 2025 (fast) nur noch E-Autos neu gebaut würden. Das Quasi-Aus für Benziner und Diesel-Fahrzeuge.

Klar ist: Gilt die neue Norm, müssen alle Neuwagen sie erfüllen. Punkt. Der Altbestand dürfte weiterfahren, wie auch bei der Umstellung von Euro 5 auf Euro 6. Was steckt dahinter?

Die EU-Kommission will ein Zeichen für ihren Green Deal setzen und setzt in der Klimadebatte auf eine politische Mehrheit dafür, heißt es. Außerdem gebe es ja Autos, die alle Grenzwerte einhalten: E-Autos und Plug-in-Hybride mit großen Akkus. Von der Förderung von E-Fuels, also synthetisch hergestellten "sauberen" Kraftstoffen, die den Autobestand (in Deutschland 47 Millionen Pkw) emissionsfrei machen würden, ist in der Studie nicht die Rede.

Bis 2021 wird auf Grundlage der Studie ein Vorschlag der Kommission erarbeitet, dann muss das EU-Parlament zustimmen. In Berlin liegt die Zuständigkeit bei Umweltministerin Svenja Schulze (52, SPD). Dienstag ist Auto-Gipfel bei der Kanzlerin, vielleicht wird auch über Euro-7 geredet.


Quelle: bild.de vom 15.11.2020