FOCUS-online-Kolumnistin Nena Brockhaus
Samstag, 27.07.2024, 15:21
531.008,86 Euro.......
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Eine halbe Million Euro! Und wofür? Für den exklusiven Flugspaß von Kanzler und Ministern zu den Spielen der Fußball-EM.
Ja, richtig gelesen, für diesen horrenden Betrag flogen politische Oberhäupter unserer Republik wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach oder Innenministerin Nancy Faeser quer durchs Land - natürlich nicht in der Economy-Class, sondern ganz standesgemäß mit der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums.
Diese stolze Summe von 531.008,86 Euro - kein Cent weniger - wurde auf Anfrage von Sören Pellmann, dem Vorsitzenden der Linke-Gruppe im Bundestag, offengelegt.
Der teuerste Flug der insgesamt sechs Flugreisen ging demnach von Berlin nach Stuttgart und zurück: zur Partie Deutschland gegen Ungarn am 19. Juni. Allein diese Reise hat den Angaben zufolge rund 114.000 Euro gekostet.
Ich stehe wahrlich nicht unter Verdacht, mich mit den Linken gemein machen zu wollen, aber in diesem Fall stimme ich Sören Pellmann zu.
Die Flugbereitschaft dürfe "nicht die alternative Reisemöglichkeit für ein abendliches Unterhaltungsprogramm der Bundesregierung sein".
Pellmann ergänzte: "Vermutlich aber ist die Flugbereitschaft aufgrund der kaputtgesparten Bahn für die Ministerinnen und Minister und den Kanzler das angenehmere Reisemittel."
Ich sehe es sogar noch härter als Pellmann. Wie kann es sein, dass die Minister schon Karten umsonst bekommen und dann nicht mal gemeinsam mit ihren Wählern im Zug sitzen wollen? Vor allem im Falle der Ampel, die doch so gern ökologisch rein wäre. Nennt man auch: Wasser predigen und Wein trinken.
Was sagt das über die aktuelle Lage unserer Regierung aus? Ganz einfach: Die Bundesregierung hat mehr Geld als Verstand! Die Finanzmittel scheinen unerschöpflich, zumindest wenn es um persönliche Vergnügungen und luxuriöse Dienstreisen geht.
Sparmaßnahmen und Haushaltsdisziplin? Fehlanzeige. Dafür fehlt offensichtlich das nötige Fingerspitzengefühl. Getreu dem Motto: Wer kann, der kann.
Wie oft haben wir solche Beispiele schon erlebt? Minister, die mit dem Dienstwagen zur Bäckerei fahren, oder unsere Außenministerin Annalena Baerbock, die über 100.000 Euro pro Jahr für ihre Visagistin ausgibt.
Selbstverständlich vom Steuergeld. Doch egal, wie empörend und absurd diese Eskapaden auch sein mögen, sie hinterlassen kaum noch Eindruck. Das Vertrauen der Bürger in die Sparsamkeit und das Verantwortungsbewusstsein ihrer Regierung hat längst Schiffbruch erlitten.
Haben die Regierungsverantwortlichen vergessen, dass sie eigentlich im Dienst des Volkes stehen und nicht umgekehrt? Ich frage mich schon seit längerem: Wann wird endlich Schluss sein mit dieser Verschwendung? Und hat es unsere Fußballmannschaft wirklich weitergebracht, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach fröhlich im Stadion saß?
Aber wir wären hier ja nicht bei "Nena und die andere Meinung", wenn Sie nur meine Meinung lesen würden. Warum ist es also in Ordnung, dass unsere Politiker 531.008,86 Euro für Flugspaß zu den EM-Spielen ausgegeben haben?
Fragen wir doch mal ChatGPT. Seit ein Freund von mir bei einer Geburtstagsfeier mit der künstlichen Intelligenz ChatGPT eine Rede für seinen Kumpel schreiben ließ, brenne ich darauf, auch mal mit ChatGPT zu debattieren.
Ich öffne also die App und es dauert bloß wenige Sekunden, bis ChatGPT mir erklärt, aus welchen fünf Gründen es doch vollkommen okay ist, dass Politiker zu den Fußballspielen mit der Flugbereitschaft fliegen und eine halbe Million Kosten für uns Steuerzahler verursacht haben:
Bundesminister kommen nicht bloß zum Spaß. Politiker haben repräsentative Pflichten. Fußballspiele, besonders auf internationalem Niveau, sind solche Ereignisse, die nicht nur sportliche, sondern auch kulturelle und diplomatische Bedeutung haben. Ihre Anwesenheit kann das Land auf internationaler Ebene repräsentieren und die Beziehungen zu anderen Nationen stärken.
Der Besuch von Politikern bei Fußballspielen kann als Signal der Unterstützung und Wertschätzung für den Sport und seine Bedeutung in der Gesellschaft verstanden werden.
Durch ihre Präsenz können Politiker die Bedeutung des Sports für die Jugendförderung, Integration und Gesundheit hervorheben. Dies kann dazu beitragen, das Interesse und die Investitionen in den Sport zu fördern.
Große Sportereignisse sind oft Gelegenheiten, um politische und wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen. Politiker nutzen diese Plattformen, um Gespräche mit ihren internationalen Kollegen zu führen und strategische Beziehungen zu stärken.
Solche informellen Treffen können zu wichtigen diplomatischen und wirtschaftlichen Fortschritten führen, die langfristig dem Land zugutekommen.
Politiker, die bei großen Sportereignissen anwesend sind, erhalten eine erhebliche Medienaufmerksamkeit. Dies kann genutzt werden, um positive Botschaften zu vermitteln und das öffentliche Image zu pflegen.
Diese Sichtbarkeit kann auch dazu beitragen, das nationale Bewusstsein und den Stolz zu stärken, was besonders bei internationalen Erfolgen wichtig ist.
Fußball ist ein Sport, der viele Menschen verbindet und begeistert. Durch die Teilnahme an solchen Ereignissen können Politiker eine stärkere Verbindung zu den Bürgern herstellen und ihre Volksnähe demonstrieren.
Dies kann das Vertrauen in die politische Führung stärken und das Gefühl vermitteln, dass die Politiker die Interessen und Leidenschaften der Bevölkerung teilen.
Selbstverständlich wollen wir hier bei "Nena und die andere Meinung" zusätzlich die Erklärung des Verteidigungsministeriums veröffentlichen. Das Ministerium erklärte die 531.008 Euro damit, dass es sich um eine "Vollkostenkalkulation der jeweils eingesetzten Luftfahrzeuge (inklusive Personalkosten)" handele.
Die Flugstunden seien im Jahresprogramm der Bundeswehr abgedeckt und "werden zum Zwecke des Lizenzerhalts-/erwerbs der Luftfahrzeugführer eingesetzt". Gemeint ist: Einige Kosten und Flugstunden wären wohl ohnehin nötig geworden.
Was mich an der Erklärung stört? Die fehlende Einsicht und die fehlende Demut vor dem Steuerzahler, der diese Extras für die Regierungsverantwortlichen finanziert. Was ehrlich gewesen wäre? Ein Post von Karl Lauterbach und Nancy Faeser im Flieger mit den Worten: Danke, liebe Steuerzahler, dass ihr so fleißig für uns arbeitet!
Doch mich interessiert am meisten, was Sie denken, liebe Leser. Sind Sie diese Woche Team Künstliche Intelligenz oder Team Brockhaus? Team Regierungsflieger oder Team Steuerzahler? Seien Sie sich gewiss, ich lese immer all Ihre Kommentare. Jeden Einzelnen. Jede Woche.
In diesem Sinne: Wenn Sie mögen, lesen wir uns nächste Woche Samstag wieder.
Ihre Nena Brockhaus.