Von: Oliver Auster und Zara Riffler
31.05.2023 - 19:03 Uhr
Foto: Van der Valk
Das Stockwerk für Frauen soll dort entstehen, wo bislang die besten Zimmer des Van der Valk-Hotels waren. Aus "luxuriös und extravagant übernachten"- wie das Hotel bislang für diese Suiten geworben hat - sollen laut Planung bald Zimmer für "Frauen und vulnerable Personen" werden. Ein Stockwerk darunter sollen Familienzimmer entstehen, die ersten beiden Etagen sind für Männer ohne Familie vorgesehen. Die sollen sich die Zimmer teilweise zu acht teilen - mit vier Stockbetten.
Foto: Van der Valk
Würde man die Zimmer bis zum Anschlag belegen, würden laut internen Berechnungen mehr als 1100 Menschen in dem Hotel-Komplex unterkommen. Offiziell sollen es höchstens 620 sein. Die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) bekäme dafür zusätzlich Klassenzimmer, Fitnessräume, ein Arztzimmer und Freizeittreffs für Kinder und Jugendliche. Außerdem: ein Männercafé, ein Frauencafé, mehrere Gebetsräume.
Die Behörde ließ eine BILD-Anfrage bislang unbeantwortet. In einer Pressemitteilung hieß es lediglich: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns darüber hinaus zu Projekten in einem derart frühen Stadium nicht im Detail äußern können."
Foto: Van der Valk
Zum Vergleich: Für die Zentrale Unterbringungseinrichtung Bad Driburg (500 Plätze) in einem ehemaligen Internat zahlt das Land NRW eine Kaltmiete von 67 000 Euro. In der ersten Flüchtlingskrise bezahlte das Land für mehrere Dutzend Einrichtungen insgesamt 3,6 Millionen Euro Miete pro Monat. Die Kaltpacht für das Van der Valk-Hotel würde 320 000 Euro kosten.
Mit einer Zeltstadt oder einem Containerdorf kann man die aktuellen Kosten nicht vergleichen - das Land will mit Absicht weg von ebenfalls teuren Provisorien hin zu festen Häusern. Laut Vorvertrag ("Letter of Intent") soll das Hotel für eine Million Euro umgebaut werden. Die Kosten würden über zehn Jahre auf die Miete draufgeschlagen. Die sechsstelligen Planungskosten will Van der Valk übernehmen.
BILD fragte auch das Bundesinnenministerium, warum Flüchtlinge in 4-Sterne-Hotels untergebracht werden. Dazu sagte ein Sprecher von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD): "Grundsätzlich müssen wir bei Fragen der Unterbringung aufgrund der Zuständigkeit an die Bundesländer verweisen. Es ist festzustellen, dass die aktuelle Situation vor allem den Kommunen sehr viel abverlangt. Länder und Kommunen handeln eng abgestimmt. Der Bund unterstützt die Länder mit Milliardenbeträgen und durch die Übernahme der Sozialleistungskosten der ukrainischen Geflüchteten."
Der Steuerzahlerbund NRW mahnt mit Blick auf den Fall Gladbeck: "Die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit müssen eingehalten werden. Die Bezirksregierung muss belegen können, dass diese Lösung diese Grundsätze einhält."