26.06.2025, 05.30 Uhr
Reiner Zensen / Imago
An diesem Donnerstag feiert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ihren 50. Geburtstag. Der Veranstaltungsort: das "Tipi am Kanzleramt" in Berlin - eine Bühne, die - der Name verrät es bereits - nur einen Steinwurf von den Schaltzentralen der Macht entfernt liegt.
Es ist ein symbolträchtiger Ort und vermutlich nicht zufällig gewählt. Denn kaum eine Nichtregierungsorganisation in Deutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten derart hartnäckig versucht, Einfluss auf die Politik zu nehmen, wie die DUH.
Mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen, Klagen gegen Autohersteller, Städte und Ministerien, mit gezieltem Druck auf Verwaltung und Gesetzgebung hat sich der Verein Gehör verschafft - und nicht selten auch durchgesetzt. Damit ist er zum Vorbild vieler anderer NGO geworden, die den politischen Kurs des Landes mittlerweile prägen. Doch wie legitim ist diese Macht eigentlich?
Während klassische nichtstaatliche Organisationen wie Kirchen oder Gewerkschaften Mitglieder verlieren und an Bedeutung einbüssen, hat sich rund um den politischen Betrieb in den vergangenen Jahrzehnten ein ganzes Geflecht von Interessengruppen etabliert.
Viele von ihnen finanzieren sich über staatliche Zuwendungen - und ihre Vertreter sitzen wie selbstverständlich in Expertenanhörungen, melden sich auf Konferenzen zu Wort und geben auch in der öffentlichen Debatte den Ton an. Damit nicht genug: Ehemalige NGO-Aktivisten arbeiten heute als Abteilungsleiter in Ministerien, beraten die Bundesregierung oder lenken die Vergabe öffentlicher Fördermittel.
Das ist kein Plädoyer gegen Umweltschutz. Aber eines für Transparenz. Denn auch NGO vertreten Interessen - nur benennen sie diese nicht immer offen. Während bei Industrieverbänden klar ist, wer profitiert, bleibt bei Umweltorganisationen oft unklar, wessen Interessen sie tatsächlich vertreten.
Besonders heikel wird es, wenn aus moralischem Anspruch ein Geschäftsmodell wird. Die DUH erhält erhebliche Summen aus öffentlichen Töpfen, dazu kommen Einnahmen aus Abmahnungen und Klagen. Eine fragwürdige Vorgehensweise, denn sie schafft Anreize für Rechtsstreit statt Dialog, für Konfrontation statt Kooperation.
Dass dabei auch die Trennlinie zwischen universellem Idealismus und handfesten Partikularinteressen verschwimmen kann, zeigen frühere Verbindungen der DUH zu bestimmten Unternehmen. So nahm die Organisation über Jahre hinweg Spenden von Herstellern von Dieselrussfiltern entgegen - just in jener Phase, in der sie öffentlichkeitswirksam deren Einbau forderte. Auch Toyota überwies der Organisation rund zwei Jahrzehnte lang regelmässig fünfstellige Beträge - bis der Autobauer 2019 die Zahlungen einstellte.
Das 50-jährige Bestehen der Deutschen Umwelthilfe ist deshalb kein Grund zu feiern, sondern Anlass, über jene zu sprechen, die zwar vom "Gemeinwohl" reden, in erster Linie aber das eigene Wohl im Blick haben. Eine Organisation, die Moral nicht lebt, sondern als Mittel missbraucht, um ihre Agenda durchzusetzen.
Quelle: NZZ_big