Deutsche Reisebüros helfen mit Doku enthüllt, wie Geflüchtete in Afghanistan Urlaub machen - Behörden schauen weg

FOCUS-online-Autorin Beate Strobel

Donnerstag, 15.08.2024, 06:55

Eine RTL-Doku enthüllt, dass afghanische Geflüchtete offenbar in großem Stil in ihrer alten Heimat Urlaub machen - obwohl Afghanistan offiziell als nicht sicher gilt. Organisiert werden die Ferientrips von deutschen Reisebüros. Bundesinnenministerin Faeser hält sich für nicht zuständig. Doku enthüllt, wie Geflüchtete in Afghanistan Urlaub machen - Behörden schauen weg

Deutschland macht Sommerferien, das halbe Land steht still. Wer jetzt noch Urlaubstage hat, sitzt irgendwo am Strand, am See oder in den Bergen. Doch was für die einen im Land ein jährliches Vergnügen ist, ist anderen offiziell nur begrenzt möglich. Afghanische Geflüchtete etwa dürfen laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nur im Ausnahmefall in ihr Heimatland reisen.

Was verständlich ist, schließlich kamen sie ja hierher, gerade weil sie in ihrer Heimat verfolgt und bedroht wurden. Afghanistan gilt offiziell als so gefährlich, dass Deutschland nicht einmal verurteilte Straftäter dorthin zurückschicken darf. Wer würde dort freiwillig urlauben wollen?

Doku zeigt, dass sogar ehemalige Ortskräfte in Afghanistan Urlaub machen

Laut Recherchen von RTLextra kommt genau das aber vor, und zwar häufig: Afghanische Geflüchtete schauen in ihrer alten Heimat nach dem Rechten, besuchen dort Verwandte, haben Spaß. Selbst sogenannte Ortskräften sind unter den Reisewilligen - jene ehemaligen Helfer der Bundeswehr, die Deutschland nach der Machtübernahme durch die Taliban aus Afghanistan herausgeholt hatte, weil sie als besonders gefährdet gelten.

Davon berichten afghanische Geflüchtete in einem Recherchegespräch mit RTL-Reporterin Liv von Boetticher: "Viele Afghanen aus Europa gehen aktuell für Urlaub zurück." Auf TikTok und anderen sozialen Medien finden sich zudem Clips, die von entspannten Tagen in Afghanistan erzählen.

Faeser fühlt sich nicht zuständig und schiebt die Verantwortung weiter

Diverse Reisebüros unterstützen laut den RTL-Recherchen die Geflüchteten bei der Planung des illegalen Trips über den Iran nach Afghanistan. Das benötigte Visum - ein sogenanntes "Double-entry Visa" - besteht dabei aus einem losen Blatt Papier, das nach der Reise problemlos aus dem Reisepass entfernt werden kann. Wer schon einmal versucht hat, seine österreichische Vignette einfach im Geldbeutel aufzubewahren, anstatt sie pickerlfest auf die Windschutzscheibe zu kleben, der ist verblüfft: Ein Visum als Lose-Blatt-Sammlung klingt ganz schön nach Bananenstaat.

All das ist erschreckend. Noch erschreckender ist aber, wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser reagiert, als RTLextra sie mit den Rechercheergebnissen konfrontiert: Reisen mit dem "Double-entry Visa" zu verhindern, sei nicht ihre Aufgabe, sondern die der örtlichen Ausländerbehörden. Die Kommunen behaupten, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sei hier zuständig.

Die Behörde schiebt den Schwarzen Peter schließlich zurück ans Bundesinnenministerium. Und die Bundespolizei? Die gibt an, am Flughafen vorrangig für die Einreisekontrolle zuständig zu sein; für eine zusätzliche Überprüfung von Ausreisenden gäbe es gar nicht genug Personal.

Mit dem Urlaub auf Staatskosten macht sich Deutschland lächerlich

Wer als Geflüchteter ohne nachvollziehbare Gründe in sein Herkunftsland reist, verspielt im Extremfall seinen Schutz- und Aufenthaltsstatus. Doch auf die Frage, wie oft der Staat in den letzten Jahren diese Karte gezogen habe, bekam Thorsten Frei, Vize-Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Innen- und Rechtspolitik lediglich die Antwort, dass man das nicht wisse. Weil darüber gar keine Statistik geführt werde.

Deutschland macht sich mit derlei Possen - wieder einmal - international lächerlich. Menschen aufzunehmen, die nachweislich in ihrer Heimat ihres Lebens nicht mehr sicher sein können, ist ein Gebot der Humanität. Doch trotz aller Empathie muss damit gerechnet werden, dass sich immer auch ein gewisser Anteil Trittbrettfahrer auf den Weg macht. Und dann die nächsten Jahre damit verbringt, Urlaub auf Staatskosten zu machen - und zwar sowohl hier als offenbar auch in der alten Heimat. Ein nicht sicheres Herkunftsland kann nicht zugleich auch Ferienparadies sein.

Schutzbedürftige zu versorgen, die gar kein Schutzbedürfnis mehr haben: Deutschland kann und sollte sich derlei nicht länger leisten. Und das vor allem aus Gründen der Humanität. Denn wie Migrationsforscher Ruud Koopmans betont: "Alles Ressourcen, die wir aufwenden für Menschen, die diesen Schutz eigentlich nicht brauchen, können wir nicht mehr einsetzen für Menschen, die unseren Schutz sehr wohl brauchen."


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