von MDR SACHSEN
Stand: 27. April 2022, 18:03 Uhr
Am Landgericht Dresden hat am Mittwoch der Prozess um den Tod einer 22 Jahre alten Frau aus dem Irak begonnen. Angeklagt ist ein Bruder der jungen Frau. Der 38 Jahre alte Mann soll seine schlafende Schwester im Oktober 2017 festgehalten haben, während der jüngere Bruder ihr eine Decke auf das Gesicht drückte, sodass das Opfer keine Luft mehr bekam.
Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurde die in Dresden lebende Frau aus Wut und Ärger darüber getötet, dass sie sich nicht den Vorstellungen der Familie unterordnen wollte. Das sagte eine Vertreterin am Mittwoch zum Prozessauftakt. Laut Anklage hatte war die junge Frau mehrfach in Frauenhäuser geflüchtet und hatte sich von ihrem Mann getrennt. Drei Tage vor der Tat im Herbst 2017 hatte die Frau zum zweiten Mal nach islamischem Recht geheiratet. Ihr Ehemann habe der Familie jedoch nicht gepasst, sagte die Staatsanwältin im Gerichtssaal.
Der Angeklagte äußerte sich nicht zur Sache. Er hat keine Schule besucht und keine Ausbildung, sondern arbeitete bei den Eltern in der Landwirtschaft, sagte seine Verteidigerin. Der 38-Jährige wurde am 1. Juli 2021 mit internationalem Haftbefehl in Finnland festgenommen und später nach Deutschland ausgeliefert, der jüngere Bruder (30) indes bisher nicht.
Die beiden Männer aus dem Irak sind wegen gemeinschaftlichen Mordes angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft den Brüdern niedere Beweggründe und Heimtücke vor, weil ihre Schwester arg- und wehrlos war. Verhandelt wird zunächst nur gegen den Älteren. Der jüngere Bruder muss sich derzeit in anderer Sache in Italien vor Gericht verantworten.
Das Landgericht Dresden trennte das Verfahren gegen den 30 Jahre alten Mann ab. Für den ersten Prozess in dem Fall sind zehn Verhandlungstage bis Mitte Juli terminiert.
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Quelle: MDR