10.12.2023 - 12:31 Uhr aktualisiert
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Berlin. Der Autozulieferer Bosch will im nächsten Jahr beim Personal den Rotstift ansetzen. Bei der Antriebssparte an den baden-württembergischen Standorten Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen sehe das Unternehmen bis Ende 2025 einen Anpassungsbedarf von insgesamt bis zu "1500 Personalkapazitäten", teilte eine Konzern-Sprecherin der Nachrichtenagentur Reuters mit. Dies gelte für die Bereiche Entwicklung, Verwaltung und Vertrieb. Die "Automobilwoche" hatte bereits zuvor über einen Stellenabbau in dieser Größenordnung berichtet.
Bosch räumt eine Verschärfung der Lage ein: "Wir haben mit deutlich größeren Herausforderungen zu kämpfen als noch zu Jahresbeginn erwartet", sagt eine Sprecherin. Überraschend ist dabei, dass die Einschnitte auch Entwickler betreffen. Bislang war das Unternehmen immer davon ausgegangen, dass hochqualifizierte Entwickler umgeschult werden können. Offensichtlich gelingt das nicht im gewünschten Umfang.
Aktuell laufen nur in Feuerbach und Schwieberdingen Gespräche hinsichtlich Personalanpassungen. "Das kann sich im Jahr 2024 aber schnell ändern", sagt Mario Gutmann, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch in Bamberg und Mitglied im Aufsichtsrat. Bei den restlichen Standorten der Antriebstechnik in Deutschland würden inzwischen altersbedingt ausscheidende Beschäftigte nicht mehr ersetzt.
"Wir werden das Beschäftigungsniveau in einigen Bereichen an die Auftragslage anpassen müssen und um Personalanpassungen nicht herumkommen", sagt die Bosch-Sprecherin. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern laufen seit einigen Wochen, seien aber noch nicht abgeschlossen. Der Prozess solle mit sozialverträglichen Maßnahmen gestaltet werden. Neben interner Vermittlung in andere Bereiche und Qualifizierungsmaßnahmen für Zukunftsprodukte sollen auch Vorruhestandsregelungen oder freiwillige Aufhebungsvereinbarungen getroffen werden.
"Wir sind uns bewusst, dass es Veränderungen braucht, um das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen", räumte der Gesamtbetriebsrat ein. Um sogleich zu warnen: "Die Transformation geht nur mit den Beschäftigten und nicht gegen sie."
Die Transformation beschäftigt die ganze Autobranche: Konzerne wie Volkswagen und Mercedes haben derzeit massive Absatzprobleme vor allem bei Elektromodellen. Und gerade für diese Technologien sind die Automobilzulieferer in massive Vorleistungen für Forschung und Entwicklung gegangen. Das eingesetzte Kapital in Höhe von mehreren Milliarden Euro zahlt sich jetzt viel langsamer aus als ursprünglich geplant, schlicht weil die Autohersteller ihre Bestellungen bei ihren Zulieferern runterfahren. "Das kann kein Zulieferer in seiner Kalkulation abbilden", sagt Bratzel.
Auch Bosch kann sich dieser industriellen Logik nicht entziehen. Der Übergang zur Elektromobilität gehe mit einem sinkenden Beschäftigungsbedarf einher. Eine schwache Weltwirtschaft, die anhaltende Inflation, entstanden unter anderem durch gestiegene Kosten bei Energie und Rohstoffen sowie negative Wechselkurseffekte verschärften die Situation, heißt es.
Das Unternehmen stehe allerdings "selbstverständlich" zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen entsprechend der im Sommer geschlossenen Zukunftsvereinbarung. Bosch hatte im Juli nach einer Übereinkunft mit dem Betriebsrat betriebsbedingte Kündigungen für die in Deutschland rund 80.000 Beschäftigten der im Umbruch stehenden Kernsparte Mobility bis Ende 2027 ausgeschlossen.
Die Beschäftigten hatten sich heftig dagegen gewehrt, dass Bosch zunehmend Komponenten für Elektroautos in Osteuropa bauen will. Anders als bei den Einspritztechnologie gibt es bei den Elektroantrieben sehr viele Wettbewerber, der Preisdruck ist enorm. Das drückt die Margen von Autozulieferern wie Bosch, ZF, Vitesco oder Schaeffler.