Die Nato in den Sechzigerjahren

Angst vor den Deutschen
Robert McNamara mit Kanzler Konrad Adenauer 1963

Vom ersten Nato-Generalsekretär Hastings Lionel Baron Ismay (1952 bis 1957), einem britischen General und Politiker, stammt das Bonmot, die Nato habe drei Aufgaben: die Sowjetunion von Westeuropa weg, die Amerikaner in Westeuropa drinnen und die Deutschen klein zu halten ("to keep the Soviet Union out, the Americans in, and the Germans down"). Bislang geheime US-Dokumente aus den Sechzigerjahren belegen nun, dass der lockere Spruch durchaus ernst gemeint war.

In internen Vermerken des US-Außenministeriums wurde 1965 und 1966 offen benannt, dass die westliche Allianz "Westdeutschlands Stärke und Vorherrschaft auf dem Kontinent eindämmen" solle. Der Begriff "Eindämmung" ("containment") fand in der Öffentlichkeit sonst nur für die US-Politik gegenüber der Sowjetunion Verwendung.

Die Amerikaner fürchteten rund zwanzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, das inzwischen erstarkte Westdeutschland könne sich mit den Sowjets verbünden. So schrieb Verteidigungsminister Robert McNamara am 21. September 1966 an US-Präsident Lyndon B. Johnson, die militärische US-Präsenz auf dem alten Kontinent diene der "Abschreckung jeder bilateralen Sicherheitsabsprache" zwischen Bonn und Moskau und solle die Deutschen von einem "Wiederaufleben des Militarismus" abhalten.


gekürzt aus Spiegel-online 05.01.2019