06.06.2024 - 11:29 Uhr
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Das berichtete der "Spiegel" vorab, NRW-Innenminister Herbert Reul (71, CDU) wird die Zahlen am Donnerstag im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags vorstellen.
Schnelle Maßnahmen, die gegen die Gewalt-Explosion helfen? Gibt es nicht, sagen Experten.
"Messerverbote an bestimmten Orten sind nur ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Reiner Aktionismus, sonst nichts", so Lösel. "Wie sollte man solche Verbote auf nicht abgesperrten Straßen und Plätzen kontrollieren?"
Der Experte kritisiert, dass der Regierung eine wirkliche Strategie fehlt, sagt: "Wir bekämpfen wieder einmal nur die Symptome."
Der Kriminologe sagt über Messerangriffe: "Es gibt zumindest ein grobes Täter-Profil. Gerade in arabischen Ländern ist es für Männer üblich, ein Messer bei sich zu haben. Das ist männlich. Aber natürlich ist auch in diesen Kulturen nur ein kleiner Teil von vielleicht fünf Prozent wirklich gefährlich."
Besonders gefährlich werde es, wenn die Männer "leicht aus der Fassung gebracht werden können. Wenn sie impulsiv sind, sich benachteiligt fühlen, und eine Beleidigung ihres Glaubens und Gottes wahrnehmen. Auch psychische Störungen können eine Rolle spielen." Lösel: "Dann ist die Gefahr einer Eskalation groß. Aber es gibt bei diesem Profil nicht nur spontane, sondern auch geplante Messerattacken. Dann steigert sich die Wut schon vorab, z. B. über das Internet."
Und er mahnt: "Wenn der Zugang zu Schusswaffen in Deutschland so leicht wäre wie in den USA, würden die Täter auch zu Pistolen statt Messern greifen."
Radikalisierungsprävention, Risikodiagnostik und Integrationsmaßnahmen sind laut dem Experten langfristige Möglichkeiten, um die Gefahren effektiver einzudämmen.
Doch Lösel sagt auch: "Alle wird man nie erreichen. Wer sich radikalisieren will, schafft das auch."
Professor Martin Rettenberger, Direktor der Kriminologischen Zentralstelle, erklärt zu der Messer-Gewalt aber auch: "Es gibt viele unterschiedliche Tat-Konstellationen. Angriffe durch unbekannte Personen im öffentlichen Raum - wie auch zuletzt in Mannheim - sind dabei sehr selten. Deutlich häufiger kommt es im Rahmen von häuslicher Gewalt zu Messerangriffen." Gerade hier komme zu den bekannten Taten noch eine große Dunkelziffer hinzu.
Entscheidend für die hohe Zahl: "Messer sind einfach verfügbar. Das erklärt auch, dass viele Taten spontan passieren."
Weil die Messer-Gewalt so vielfältig ist, sei es auch schwierig, sie effektiv zu bekämpfen, so Rettenberger. Er sagt: "Es gibt kein Universalmittel."