30.07.2021 - 22:20 Uhr
So ging der Gender-Zoff los: Der Buchautor Gunther Grabowski hatte im April 2021 eine selbsterstellte Broschüre an den NDR geschickt. Der Inhalt: sachliche Argumente gegen die Gender-Sprache.
Auf dieses Schreiben antwortete eine Mitarbeiterin des NDR-Zuschauerservice (Schriftverkehr liegt BILD vor), indem sie die zunehmenden Sternchen und Sprechpausen im NDR-Programm verteidigte.
Die Argumente überzeugten den kritischen Zuschauer nicht, weswegen er der NDR-Mitarbeiterin einen weiteren Brief schickte und zeitgleich eine Kopie an die Zuschauer-Redaktion der ARD in München sandte.
Darin regte sich Gunther Grabowski darüber auf, dass Fernsehsender die genderneutrale Sprache vorantreiben, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung das Gendern ablehnt. Auch kritisierte er, dass sich nur eine geringe Anzahl von Transsexuellen offiziell als "divers" (also als weder männlich noch weiblich) identifizieren, aber man dennoch Ausdrücke, die auf ein Geschlecht hinweisen - wie etwa "Sehr geehrte Damen und Herren" - aus der Sprache verbannt.
Die Antwort, die aus der ARD-Zuschauerredaktion zurückkam, hat es in sich: Es sei der ARD-Zuschauerredaktion aufgefallen, so heißt es, dass Grabowski "zum Thema gendergerechte Sprache und Gender im Allgemeinen zwar viel zu sagen" habe, er sich "aber offensichtlich nur sehr einseitig mit dem Thema" auskenne.
Dann tritt der freie Mitarbeiter der ARD noch mal nach und schreibt: "Wobei auskennen hier nicht zutreffend ist. Von der Thematik selbst haben Sie offensichtlich keine Ahnung."
Doch damit nicht genug. Man wolle sich "jetzt nicht die Mühe machen", die Argumente des Zuschauers zu widerlegen, so liest man in dem Schreiben, weil er "offensichtlich eine sehr feste Meinung" habe, die er "sicherlich nicht hinterfragen" werde.
Der arrogante Tonfall durchzieht den gesamten Brief. An einer anderen Stelle liest man etwa: "Sie verstehen das dritte Geschlecht' nicht" oder: "Erst wenn Ärzte im Sprachgebrauch nicht mehr ausschließlich männlich sind, spiegelt unsere Sprache die gesellschaftliche Wirklichkeit ab. Sie waren sicherlich schon einmal bei einer Ärztin, oder?"
Man wünsche dem Zuschauer noch "viel Vergnügen mit dem Programm des Ersten" und seinem "neuen Hobby" (gemeint ist die Kritik am Gendern).
Das ließ sich Gunther Grabowski nicht gefallen - und schickte einen Scan des Briefes (mit Anmerkungen) per Mail an die Programmdirektion der ARD, die sich daraufhin entschuldigte. Es tue der Rundfunkanstalt leid, dass Grabowskis Anliegen über genderneutrale Sprache "nicht angemessen behandelt" wurde. Und: "Es steht uns nicht zu, Ihre diesbezüglichen Anliegen derartig abzuqualifizieren." Intern habe man die Angelegenheit mit dem verantwortlichen Kollegen "intensiv besprochen".
Auf BILD-Anfrage erklärt die ARD-Programmdirektion, dass der Brief an Herrn Grabowski "nicht den Gepflogenheiten der Zuschauerredaktion" entspreche, weswegen der Sender sich sogar von dem zuständigen Mitarbeiter getrennt habe.
Es ist nicht das erste Mal, dass Zuschauer der öffentlich-rechtlichen Sender sich für ihre kritischen Kommentare gängeln lassen müssen. Im Juli postete etwa das WDR-Wissensmagazin "Quarks" eine Grafik auf Twitter, in der die britische Regierung an den Pranger gestellt wurde, weil sie mehr Zuschauer als geplant ins Stadion zu einem Fußball-EM-Spiel ließ.
Quelle: ARD beschimpft Zuschauer, der das Gendern kritisierte - Politik Inland - Bild.de