30.08.2025, 15:53 Uhr
Zehn Jahre Angela Merkels "Wir schaffen das" - die Liste ihrer Unterstützer war lang und illuster. Claudia Roth etwa war begeistert und betonte, dass sich die Flüchtlinge "in Not und nicht wir in Notwehr" befänden. Jetzt, zehn Jahre später, fragte die Berliner Zeitung Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur an, die sich damals positiv zur Migrationspolitik der Merkel-Regierung geäußert hatten.
Nur ganz wenige wollten sich heute zu ihren damaligen Positionen äußern. War der Enthusiasmus am Ende vor allem Zeitgeist, so wie es jetzt Zeitgeist zu sein scheint, die illegale Migration als Wurzel allen Übels zu brandmarken? Diese zwanzig Personen des öffentlichen Lebens sind derzeit weder enthusiastisch noch kritisch. Sie schweigen.
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Im Dezember 2015 sagte Roth in einer Bundestagsrede: "Die Flüchtlinge bedrohen uns nicht; sie sind doch in Not und nicht wir in Notwehr."
2015 sagte er unter anderem, dass die Aufnahme von mehr als 800.000 Menschen eine "Chance für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland" darstelle und ein neues "Wirtschaftswunder auslösen" könne.
Schon früh setzte sie sich gegen Fremdenfeindlichkeit ein und bekannte sich konsequent zu Menschlichkeit und Offenheit. Unvergessen ihr Satz: "Asylschmarotzer? Es gibt KEINE Asylschmarotzer. Das Asylrecht ist ein Menschenrecht."
2015 nahm er in seinem Neo Magazin Royale den staatlichen Umgang mit der Flüchtlingskrise ins Visier - ironisch, kritisch und provokant. Dabei stellte er Rückkehrprämien ebenso infrage wie die viel beschworene "Willkommenskultur" und machte rechte Hetze satirisch zum Thema.
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Er verteidigte mehrfach öffentlich Merkels Kurs. 2016 sagte er: "Aber es bringt niemandem etwas, wenn wir uns gegenseitig kriminalisieren oder den Untergang des Abendlandes an die Wand malen."
2015 nahm sie eine syrische Familie in ihrem Haus in Hannover auf. "Da die Kinderzimmer seit längerem ungenutzt leer standen, haben wir uns entschieden, Kriegsflüchtlingen Unterkunft zu gewähren", erklärte sie damals.
Setzte sich wiederholt mit Liedern und öffentlichen Statements für eine humane Flüchtlingspolitik ein. Er sagte unter anderem: "Es ist erschreckend, was sich im Moment auf den Straßen und in den Köpfen abspielt. Es ist eine klamme, sehr hysterische Atmosphäre."
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2015 sagte sie unter anderem: "Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf."
Unterstützte die Aufnahme Geflüchteter und betonte die christliche Verantwortung für Menschen in Not. 2015 sagte Marx unter anderem: "In einer Situation, in der das Leben bedroht ist, dürfen wir niemanden zurückschicken. Sichere Grenzen, das heißt scheinbar für einige: Wir sind vor den Flüchtlingen sicher. Aber sichere Grenze heißt auch: Die Flüchtlinge sind bei uns sicher vor Krieg, Verfolgung und existenzieller Bedrohung."
Bereits 2015 positionierte er sich zur Flüchtlingskrise mit den Worten, man brauche "keine ewig Gestrigen mit dumpfen Parolen". Im Rahmen der Unicef-Initiative "Voices for Unicef" veröffentlichte er das Lied "What Is War For".
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Im September 2015 verteidigte er Merkels Entscheidung und die Aufnahme von Flüchtlingen. Im November folgte ein Kurswechsel. In einem Interview mit der Welt sagte er: "Frau Merkel hat mit ihrem Zickzackkurs in den letzten Wochen Chaos gestiftet. Deshalb erleben wir einen chaotischen Massenzustrom, über den die Regierung die Kontrolle verloren hat."
Nahm 2015 eine sechsköpfige syrische Flüchtlingsfamilie bei sich zu Hause auf. Sie beschrieb die Erfahrung als "wunderbar und wichtig, um vieles, was heute passiert, zu verstehen", räumte aber auch ein, dass sie "anstrengend" war.
Sprach sich wiederholt für die Integration von Flüchtlingen aus und betonte, dass eine offene Gesellschaft von Vielfalt profitiere. Seine Philipp-Lahm-Stiftung ist bis heute vielfältig auf dem Gebiet aktiv.
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Er verteidigte Merkels Kurs, warnte aber schon 2015 vor Problemen. 2020 sagte er: "Stellen Sie sich einmal vor, die Kanzlerin hätte gesagt: Wir schaffen das nicht!' Vielleicht hätte sie sagen müssen: Es gibt große Probleme, aber wir schaffen es trotzdem.'"
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2015 sagte er: "Was die Flüchtlinge zu uns bringen, ist wertvoller als Gold. Es ist der unbeirrbare Glaube an den Traum von Europa. Ein Traum, der uns irgendwann verloren gegangen ist."
Gemeinsam mit Joko Winterscheidt setzte er in TV und Social Media Zeichen gegen Hass und Rassismus. 2015 initiierte Heufer-Umlauf unter dem Titel "Dialog mit dem Volk" ein Hilfsprojekt zur Flüchtlingskrise, das Bürgern und Politikern einen direkten Austausch auf Augenhöhe ermöglichte.
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Er kritisierte Merkels Entscheidung erstmals Ende 2015. Die "über Nacht im Alleingang getroffene" Grenzöffnung sei "keine besonders überlegte europäische Politik gewesen" und hätte "eine einmalige Ausnahme bleiben sollen".
Macht sich immer wieder dafür stark, dass Flüchtlinge menschenwürdig aufgenommen und bei der Integration in die deutsche Gesellschaft unterstützt werden. Er engagiert sich vielfach gegen Diskriminierung zum Beispiel Homosexueller. Vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar outete er sich als scharfer Kritiker der Großveranstaltung in diesem Gastgeberland.
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2015 sah er die Flüchtlingskrise vor allem als wirtschaftliche Chance und sagte unter anderem: "Flüchtlinge werden Renten der Babyboomer zahlen" und "Ein Flüchtling erwirtschaftet spätestens nach sieben Jahren mehr, als er den Staat kostet."
Engagierte sich gegen Rassismus und trat bei "#wirsindmehr"-Konzerten auf. Er sagte damals: "Alle reden bei uns in Deutschland immer davon, dass wir die Dummen sind, die alle aufnehmen müssen. Aber man muss das mal in Relation zu unserem Wohlstand und unserer Größe setzen, dann sieht das alles schon ganz anders aus."
Diese Personen hat die Berliner Zeitung ebenfalls wegen ihrer früheren Zitate und Aktivitäten zum Thema Migration angeschrieben, keine von ihnen hat geantwortet: Winfried Kretschmann, Til Schweiger, Sibel Kekilli, Peter Maffay, Horst Seehofer, Fatih Akin, Sahra Wagenknecht, Lukas Podolski, Joachim Gauck, Jan Josef Liefers, Jens Spahn.